Django
(21.04.2017)
Schulhund des Förderzentrums Nord in Lünen
Andrea Breithaupt stellt vor:
Hier möchte ich meinen besonderen Kollegen Django vorstellen.
Django ist ein junger Viszlador (Mix aus Labrador und Magyar Viszla) der mich in meiner Arbeit als Sonderpädagogin am Förderzentrum Nord in Lünen unterstützt. Seit seiner 18. Lebenswoche darf er mich in die Schule und die Schülerinnen und Schüler in ihrem Schulalltag begleiten.
Django ist sehr kinderlieb und kontaktfreudig, verspielt und lernwillig. Er hat ein ausgeglichenes Temperament, ist lebhaft und fröhlich, geht mit Begeisterung auf viele "Beschäftigungen" ein und ist sehr bewegungsfreudig. In der Schule zeigt Django es deutlich, wenn er nicht angefasst oder gestreichelt werden möchte: er geht diesen Personen aus dem Weg und weicht ihnen aus. Diese Eigenschaft empfinde ich als ganz besonders…..wichtig!
In der Zeit von Oktober 2018 bis dezember 2019 wurden wir gemeinsam als Team bei Cole Canido in Schwerte ausgebildet (Weiterbildung zur hundgestützten Pädagogik in der Schule) und Django darf jetzt Schulhund/ Schulbegleithund genannt werden. Ganz wichtig ist die gemeinsame Ausbildung von uns als Mensch-Hund-Team. Die Zertifizierung haben wir im Dezember 2019 mit Erfolg abgelegt.
Mittlerweile sind wir zu einem guten Team zusammengewachsen und älter und größer geworden – sowohl der Kollege Django, als auch meine Schülerinnen und Schüler. Immer noch ist es ganz besonders schön zu beobachten, dass die Schülerinnen und Schüler Django ihr Vertrauen schenken, egal wie es ihnen geht! Das kann ich nicht immer von mir behaupten.
Gemeinsam überlegten wir uns Regeln im Umgang mit dem Kollegen Django:
1. Wir fragen, bevor wir Django seitlich streicheln und nur, wenn er möchte!
2. Wenn Django weggehen möchte, lassen wir ihn sofort gehen!
3. Wir sprechen über den Schulhund, indem wir „der Kollege“ sagen.
4. Wir sprechen Django mit seinem Namen an, wenn wir ihn rufen oder mit ihm arbeiten!
5. Wir verhalten uns in der Klasse ruhig und bewegen uns langsam, wenn Django anwesend ist.
6. Wenn Django in seiner Wanne liegt, bleibt er dort alleine!
7. Wir geben Django nur Leckerchen, wenn Frau Breithaupt uns welche gibt- alles andere darf er nicht fressen!
8. Wir achten auf Sauberkeit in der Klasse und darauf, dass unsere Taschen geschlossen sind!
9. Wir waschen unsere Hände, nachdem wir Kontakt zu Django hatten.
10. Wir spielen und streicheln immer nur alleine mit Django (Ein Hund, ein Schüler!).
Wichtige Dinge für den Schultag mit meinem Kollegen Django
- Bei jedem Kontakt mit meinem Kollegen Django bin ich anwesend. Die Schülerinnen und Schüler sind nie mit Django allein, auch wenn die Regeln und Rituale vertraut sind!
- Wir sind immer nur zusammen in einer Klasse oder in der intensivpädagogischen Förderung, denn wir sind als Team ausgebildet.
- Es hängt immer ein Schild an der Klassentür und am Lehrerzimmer, dass Django anwesend ist.
- Die Schülerinnen und Schüler führen Django nicht an der Leine.
- Es ist von mir eine Hundehaftpflichtversicherung abgeschlossen worden, in der auch extra der Einsatz in der Schule eingetragen ist.
- Es ist ein Ordner mit wichtigen Unterlagen angelegt, in den jeder Einsicht haben kann: eine aktuelle Kopie des Heimtierausweises, eine Kopie der Hundehaftpflichtversicherung, ein Dokumentationsbogen mit allen Entwurmungen und Unbedenklichkeitsbescheinigungen über den Einsatz in der Schule vom Tierarzt etc., der Sachkundenachweis und die Bescheinigungen der absolvierten Seminare der Ausbildung.
- Es wurde ein Hygieneplan aufgestellt.
- Die Eltern aller Schülerinnen und Schüler wurden informiert.
Mein Kollege Django als Sonderpädagoge
Django begleitet ausschließlich mich während der Unterrichtszeit. Manchmal ist zusätzlich noch mein Teamkollege Herr Pohlmann mit in der Klasse, da wir die gemeinsame Klassenleitung haben. Auch bei manchen Klassenausflügen kann Django mit, da mich mein menschlicher Kollege bei allen Dingen die Django betrifft voll und ganz unterstützt.
Django unterstützt meine Schülerinnen und Schüler in verschiedenen Entwicklungsbereichen. Hier ist besonders bedeutsam:
1. Emotionale Stabilität:
Er begegnet allen Schülern vollkommen vorurteilsfrei, akzeptiert sie und bietet jedem Bindung an. Wenn er es schafft Ängste und Unsicherheiten abzubauen, und die Schüler durch Django Bestätigung erfahren, bekommt er ganz viel Vertrauen, Streichel- und Spieleinheiten. Wenn er sich während des Unterrichts neben Schüler legt, merkt, wie ein Schüler sich entspannt und ruhiger wird führt es oft dazu, dass Django ein Nickerchen macht.
2. Selbstbewusstsein:
Wichtige Aufgaben wie z.B. den Wassernapf auffüllen, Djangos Ruheplatz vorbereiten oder eine „Pipirunde“ vor der Klasse zu machen hilft in emotional aufgeladenen Momenten. Django braucht die Schüler und umgekehrt und das Gefühl stärkt beide. Kurze Übungen mit Django machen die Schüler sehr stolz.
Einige Schüler (erfahrungsgemäß sind dies besonders ausländische Mädchen) haben zu Beginn große Angst vor Django gehabt. Über viele Wochen oder auch Monate hinweg konnte es durch die freundliche Ausstrahlung des Hundes gelingen, Körperkontakt zwischen den Schülerinnen und Django herzustellen. Sie sind danach oft sehr stolz auf sich, wenn sie Django ohne Angst zu haben begegnen oder sogar berühren konnten. Django hilft so, dass sie mehr Selbstsicherheit und Stabilität entwickeln können.
3. Sozialverhalten:
Die Schüler haben gemeinsam mit mir die Regeln für den Umgang mit Django selbst aufgestellt, und das Einhalten ist für sie sehr wichtig. Kommen neue Schüler in die Klasse, ist er Eisbrecher und unterstützt die Kontaktaufnahme der Schüler untereinander: Regeln und Rituale werden weitergegeben und erläutert. Die Schüler kennen seine Körpersprache und achten ganz genau auf ihn, üben sich also in Rücksichtnahme und dem Achten auf die Bedürfnisse anderer.
4. Interaktions- und Kommunikationsverhalten:
Für Django sind eindeutige Wort- und Sichtzeichen notwendig, damit er die Schülerinnen und Schüler richtig versteht.
So üben die Schüler, klar, ruhig, verständlich in Mimik und Gestik zu agieren, damit die Kommunikation mit Django gelingt… hilfreich übrigens auch in der Kommunikation untereinander.
Unterricht mit meinem Kollegen Django
In diesem Schuljahr begleitet mich Django an drei Tagen in der Woche. In vielen Stunden glänzt mein Kollege Django „nur“ mit seiner Anwesenheit. Er darf sich dann im Klassenraum frei bewegen, schnuppert gerne an den Beinen der Schüler, legt denn Kopf auf die Beine der Schüler, lässt sich kraulen oder sucht sich ein Plätzchen zum Hinlegen (gerne neben die Schüler).
Hin und wieder fordert er einzelne Schüler auf, mit ihm zu spielen – manchmal ist auch dafür Zeit. Manchmal brauchen auch einzelne Schüler eine Auszeit, die sie dann gerne mit Django verbringen. Dafür dürfen sie aus der Terrassentür treten und unter Beobachtung mit ihm Zeit draußen verbringen.
Vier Wochenstunden sind Django und ich als Mensch-Hund-Team im Stundenplan für intensivpädagogische Maßnahmen eingeplant. Das bedeutet, dass wir nicht in unserer Klasse unterrichten, sondern dass einzelne Schüler oder eine kleine Gruppe von Schülern mit Django in Kontakt treten können. Dies wird langsam angebahnt und die intensivpädagogische Förderung besteht immer für mehrere Wochen oder sogar Monate mit den gleichen Schülern. Diese Schüler haben häufig zu dem emotionalen und sozialen Förderschwerpunkt auch den Förderschwerpunkt Lernen.
Einige Schüler zeigten in den ersten Kontakten zu Django kaum emotionale Regungen. Nach einiger Zeit, die wir miteinander verbringen konnten, entwickelten diese Schüler ein regelrechtes Interesse, teilweise sogar Freude, wenn es wieder „Django-Zeit“ heißt. Diese Gefühlsregungen spiegelten sich nach einiger Zeit auch in den jeweiligen Klassensituationen wieder.
Andere Schüler der intensivpädagogischen Maßnahmen lernten im Umgang mit Django, sich zurückzunehmen und Rücksicht auf Django und auch auf andere Mitmenschen zu nehmen. Während der zahlreichen gemeinsamen Waldspaziergängen können wir oft beobachten, wie Hundekontakte ablaufen. Diese Situationen bieten oft den Anlass über eigene problematische Situationen zu sprechen.
Django als Feel-good-Kollege
An dieser Stelle soll nicht vergessen werden, dass Django nicht nur mein Kollege ist. Fast alle menschlichen Kollegen sind begeistert und freuen sich über Djangos Anwesenheit. Es ist für niemanden ein Problem, dass er sich zu Schulbeginn mit mir zusammen im Lehrerzimmer aufhält oder sogar mal bei Dienstbesprechungen dabei ist. Ganz im Gegenteil. Viele Kollegen suchen aktiv den Kontakt zu Django oder freuen sich sehr, wenn sie von ihm begrüßt werden oder er sich zu ihnen legt und sich kraulen lässt.
Der Sponsorenlauf
Im Oktober 2018 veranstaltete das Förderzentrum Nord einen Sponsorenlauf. Dabei wurde von den Schülerinnen und Schülern eine gewisse Runde in schulnähe abgelaufen und pro Runde wurden die Schüler mit einem individuellen Geldbetrag von vorher gesuchten Sponsoren unterstützt.
Die eine Hälfte des eingelaufenen Geldes war für die einzelnen Klassenkassen bestimmt und die andere Hälfte wurde für die Schulhundausbildung für Django gespendet. Das war für mich und meinen Kollegen Django eine große finanzielle Unterstützung und ca. die Hälfte der Ausbildungskosten wurde damit finanziert.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Schülerinnen und Schülern die so toll gelaufen sind, bei allen Sponsoren, die somit unsere Ausbildung unterstützt haben und bei allen Eltern und Kollegen, die immer mit Rat und Tat an unserer Seite stehen und das Schulhundprojekt unterstützen!
Falls Fragen aufkommen oder jemand Anregungen hat, kann gerne das Förderzentrum Nord, Lünen unter 02306-9615820 kontaktiert und nach Frau Breithaupt gefragt werden.